Märchenrätsel für Senioren. Des Kaisers neue Kleider
Wer kennt dieses Märchen?
Es waren einmal … ein Kaiser, ein Minister, ein Schloss, feine Seide, ...
Lesen Sie zunächst die kurzen, immer konkreter werdenden Hinweise vor und lassen Sie das Märchen erraten. Erkannt? Im Anschluss können Sie die Kurzfassung des Märchens vorlesen.
Es waren einmal …
ein Kaiser ein Minister ein Schloss feine Seide einige Goldstücke zwei Gesellen ein Webstuhl dumme Gesichter ein staunendes Volk ein kleiner Junge
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Vor langer Zeit lebte einmal ein Kaiser, der immer nur daran dachte, neue Kleider zu besitzen. Und es sollten die schönsten und prächtigsten sein, die sein Hofschneider anfertigen musste.
Eines Tages kamen zwei fremde Gesellen in die Gegend. Sie gaben sich als Weber aus und behaupteten, die feinsten und kostbarsten Stoffe weben zu können, wie sie noch keiner gesehen habe. Der Kaiser war entzückt, als er davon hörte, und ließ die beiden Gesellen zu sich kommen.
„Erhabene Majestät!“, säuselten diese und verbeugten sich galant. „Wir sind geehrt, für Euch herrliche und ganz besondere Kleider anfertigen zu dürfen. Sie haben die wundersame Eigenschaft, für jeden unsichtbar zu sein, der dumm ist und für sein Amt nicht taugt.“
Der Kaiser freute sich riesig über diese verlockende Aussicht und gab den beiden Gesellen gleich ein paar Goldstücke als Vorschuss. Die vermeintlichen Weber ließen einen Webstuhl aufstellen. Dann taten sie so, als ob sie mit größtem Eifer arbeiteten. Immer wieder verlangten sie Spulen mit feinster Seide, dazu weitere Goldstücke als Lohn.
Mit der Zeit platzte der Kaiser fast vor Neugier. Aber er traute sich nicht, als Erster die zauberhaften Stoffe zu besichtigen. Deshalb schickte er seinen obersten Minister zu den Webern. Dieser staunte nicht schlecht, als er den leeren Webstuhl sah.
„Sollte ich wirklich dumm und untauglich sein?“, fragte er sich insgeheim. Laut lobte er aber die wunderbare Arbeit der beiden Gauner. Dem Kaiser berichtete er natürlich von den prächtigen Stoffen, denn er befürchtete sonst seine Entlassung. Überall im Schloss verbreitete sich die Kunde, und das Staunen wollte kein Ende nehmen.
Auch eine Hofdame hielt es vor Neugier nicht mehr aus und ließ sich die gewebten Stoffe zeigen. Wie entsetzt war sie, als sie ebenfalls nichts sah. Sie musste sich für dumm und untauglich halten. Aber sie ließ sich nichts anmerken.
Nun wollte der Kaiser selbst sehen, was die beiden Künstler geschaffen hatten. „Was ist das?“, rief er erschrocken aus, als er den leeren Webstuhl erblickte. Doch dann besann er sich. Niemand sollte merken, dass er für sein Amt nicht taugte. Deshalb breitete er die Arme aus und pries laut und überschwänglich die Arbeit der beiden Weber.
„Oh, wie hübsch! Oh, wie wunderhübsch!“, rief er immer wieder aus und schenkte den Halunken noch mehr Goldstücke. „Das ganze Volk wird staunen, wenn es Euch in den neuen Kleidern sieht“, sagten die beiden Gesellen und lachten sich ins Fäustchen. Insgeheim dachten sie daran, sich rechtzeitig aus dem Staub zu machen.
Der große Tag kam. Der Kaiser zog sich bis auf die Unterhose aus und ließ sich von den beiden Webern die neuen Kleider anziehen. Dann setzte er sich in die kaiserliche Kutsche und zeigte sich dem staunenden Volk.
Niemand in der Menge getraute sich zuzugeben, was er in Wirklichkeit sah. Es wollte ja keiner als dumm und untauglich gelten. „Es lebe der Kaiser!“, war zu hören. „Was für prächtige Kleider er trägt!“, erschallte es.
„Er hat ja gar nichts an!“, rief plötzlich ein kleiner Junge. Zunächst sahen sich alle erschrocken an. Doch dann brach ein schallendes Gelächter los. „Nur nichts anmerken lassen!“, sagte der Kaiser zu sich und kehrte eilends ins Schloss zurück. Von neuen Kleidern hatte er für lange Zeit die Nase voll!