Bewegungsgeschichten für Senioren und Menschen mit Demenz halten fit und fördern die Aufmerksamkeit und Reaktionsfähigkeit. Als Beschäftigung sind sie gerade bei gemischten Gruppen geeignet, an denen auch Menschen mit Demenz teilnehmen. Wenn Sie Bewegungsgeschichten einsetzen, achten Sie darauf, dass alle Spaß an dieser Beschäftigung haben. Manche Senioren lehnen Bewegungsgeschichten als zu „kindische“ Beschäftigung ab.
Hier ein Vorschlag von uns, für eine Bewegungsgeschichte mit Schwungtüchern, die sich als Beschäftigung für Senioren-Gruppen eignet, an denen auch Menschen mit Demenz teilnehmen.
Viel Freude mit der Bewegungsgeschichte „Anna ist ein Herbstkind“ als aktive Beschäftigung für Senioren und Menschen mit Demenz.
Weitere Spiele für Senioren finden Sie in diesem Buch
Gestaltung und Aufbau: Denken Sie sich eine Bewegungsgeschichte zu einem beliebigen Thema aus. Hier ein vorbereitetes Beispiel für Sie. Die Entwicklungen in der Geschichte sollten von Bewegungen geprägt sein, die man mit dem Schwungtuch einfach nachahmen kann, z. B. schneller/langsamer, höher/tiefer, kleiner/größer … Bereiten Sie einen Stuhlkreis vor, und legen Sie das Schwungtuch in die Mitte. Die Bewegungen mit dem Schwungtuch können Sie mit den Senioren im Stehen oder im Sitzen machen.
Spielablauf: Jeder Teilnehmer hält das Schwungtuch mit beiden Händen fest. Die Hände sollten etwa schulterbreit auseinander sein. Tragen Sie die Geschichte langsam auswendig vor. Imitieren Sie gemeinsam mit den Senioren die Geschehnisse, indem Sie Bewegungen, Geräusche oder Eigenschaften, die darin vorkommen, in entsprechende Bewegungen des Schwungtuchs umsetzen.
Bewegungsgeschichte mit Schwungtuch - ein Beispiel: Tragen Sie die Bewegungsgeschichte vor. Setzen Sie die fett gedruckten Textstellen gemeinsam mit den Teilnehmenden in Bewegung um. Sie können mit Ihrer Stimme entsprechend Signale geben (Betonung, Lautstärke).
Herbststurm - Unsere Anna ist ein richtiges Herbstkind Anna mag den Herbst. Ihre Mutter meint, das läge daran, dass sie im Oktober geboren wurde. Sie sagt immer: „Unsere Anna ist ein richtiges Herbstkind!“, und streichelt ihr sanft die Wange. Jedes Jahr freut sie sich, wenn sich im Spätsommer die Blätter bunt verfärben und die Luft nach Herbst riecht. Der Wind streicht sanft durch ihre Haare und wackelt vorsichtig an den Zweigen. Es kann aber auch recht stürmisch einhergehen. Wenn der Wind kräftig über Felder und Wiesen pfeift, geht Anna am liebsten nach draußen und schaut sich das Spektakel aus der Nähe an. Dann macht es ihr auch nichts aus, wenn ihre Haare kräftig umhergewirbelt werden. Sie mag es, wenn die Blätter gleichmäßig im Takt tanzen und die Grashalme vom Wind durchgepustet werden. Nur wenn ein Gewitter aufzieht, ist Anna lieber im Haus. Den lauten und kräftigen Donner mag sie überhaupt nicht. Dann genießt sie lieber die Stille und schaut sich das Treiben vom Küchenfenster aus an. So sitzt sie dann gemütlich auf der Fensterbank. Im Hintergrund hört sie leise das Rauschen des Windes an der Hauswand. Zwischendurch leuchtet immer mal wieder ein heller Blitz auf, gefolgt von einem langen, lauten Grummeln. Danach ist es wieder ganz still… Anna mag die Fensterbank in der Küche sehr. Darauf kann man ganz gemütlich sitzen und alles beobachten, was draußen in der Welt vor sich geht. Direkt vor dem Fester ist eine große Wiese mit Blumen, und dahinter fängt gleich der Wald an. Anna kann also während des Jahres genau beobachten, wie sich die Bäume ganz langsam verändern, wie auf einmal die Blumen mit den ersten Sonnenstrahlen im Frühling anfangen zu blühen, und wie die einzelnen Schneeflocken im Winter seicht in der Luft tanzen. Jetzt geht Anna aber erst einmal raus und macht einen Herbstspaziergang. Der Wind weht gleichmäßig, aber nicht zu stark. Und es hat geregnet. Anna kann also in ihren roten Gummistiefeln mit kräftigen Sprüngen von einer Pfütze zur nächsten springen. Und dann schaut sie sich an, wie die bunten Blätter sanft und gleichmäßig vom Wind in der Luft umhergewirbelt werden … Anna mag den Herbst. Sie ist eben ein richtiges Herbstkind!
Varianten & Adaptionen: • Die Übungen mit dem Schwungtuch können die Teilnehmer im Sitzen sowie im Stehen machen. Da man aber Kraft und Gleichgewicht braucht, um das Schwungtuch bei den Auf- und Ab-Bewegungen zu halten, machen Sie die Übungen im Stehen wirklich nur mit Senioren, von denen Sie sicher sind, dass sie es gut bewältigen. • Machen Sie die Bewegungen mit dem Schwungtuch, während Sie die Geschichte erzählen, einfach vor, die Senioren werden sie Ihnen automatisch nachmachen. Kündigen Sie Veränderungen mit Ihrer Stimme an, indem Sie etwas lauter und langsamer sprechen. • Als Alternative können Sie auch mit Signalwörtern arbeiten. Überlegen Sie sich hierfür eine Geschichte, in die Sie in regelmäßigen Abständen zwei bis drei verschiedene Signalwörter einbauen. Während Sie die Geschichte erzählen, bewegen die Teilnehmer das Schwungtuch in flachen, ruhigen Auf- und Abbewegungen. Kommt eins der Signalwörter in der Geschichte vor, wird das Tuch so schnell und hoch wie möglich nach oben geschwungen. • Haben Sie ein Schwungtuch mit mehreren Farbabschnitten (meist in Rot, Gelb, Grün und Blau) können Sie als Variante eine Geschichte erzählen, in der Sie die Farben als Signalwörter benutzen. Wird beispielsweise die Farbe Blau genannt, wird das Schwungtuch von allen, die ein blaues Stück Stoff in der Hand haben, schnell auf- und abbewegt.
• Gestalten Sie mit einer Gruppe ein selbstgemachtes Schwungtuch. Man kann beispielsweise ganz einfach ein Bettlaken mit Stoffmalfarben bemalen oder bedrucken. Zum Bedrucken eignen sich Schwämme (fein- oder großporig), Tücher, Korken, Tennisbälle – oder der bekannte Kartoffeldruck. Je nach Möglichkeiten können Sie auch mit nähbegeisterten Senioren ein Schwungtuch aus verschiedenen Stoffteilen selbst zusammennähen.