Kostenlose Sprichwort Geschichte für Menschen mit Demenz
Horst Tschibulski war ein penibler Mensch. Als Beamter im Vermessungsamt standen für ihn Ordnung und Genauigkeit an erster Stelle. Jeden Morgen Punkt 7 Uhr und zwei Minuten verließ er das Haus. Zuvor hatte er seine Jacke gebürstet, genau den Sitz seiner Krawatte überprüft und penibel seine Schuhe gewienert.
Werner Tschibulski war gerade im Begriff, seine Schuhe anzuziehen, als es an der Tür läutete. Verärgert ging Werner Tschibulski zur Tür. Vor der Tür stand Max, der zwölfjährige Nachbarsjunge. Max Ordnungssinn war weniger ausgeprägt. Ein Hemdschoss hing ihm aus der Hose und der rechte Kniestrumpf war bis zum Knöchel herunter gerutscht. Zudem hatte Max offensichtlich vergessen, den rechten Schuh zu binden.
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Werner Tschibulski legte bei diesem liederlichen Anblick die Stirn in Falten. Zwischen seinen Augenbrauen bildete sich eine Zornesfalte. Ohne Max zu Wort kommen zu lassen, wies er Max sofort auf die Bedeutung von Ordnung und Sauberkeit hin. Er prophezeite Max, dass es ein schlimmes Ende mit ihm nehmen würde. Eine ganze Litanei musste Max über sich ergehen lassen.
Max blickte dabei beständig auf den Boden, denn er musste heimlich grinsen. Wenigstens schämt sich der Junge angesichts seines Aufzugs, dachte Herr Tschibulski, und übersah dabei zunächst das Grinsen. Max blickte weiter angestrengt nach unten. Er war bemüht, nicht einfach loszuprusten. Irgendwann konnte er es jedoch kaum mehr unterdrücken. Mit gesenktem Blick fing er an zu kichern.
Herrn Tschibulski wollte gerade die Hutschnur platzen, als er ebenfalls nach unten blickte. Was er sah, ließ ihn augenblicklich verstummen. Ein dicker, weißer großer Zeh schaute aus einem großen Loch in seinen Socken hervor.
Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen